Geschichte Gesamtkirchengemeinde

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Tuttlingen

Die älteste und lange Zeit hindurch einzige Kirche Tuttlingens war dem Hl. Martin geweiht. Sie ist erstmals 1006 erwähnt, war schon 1275 Pfarrkirche und lag unterhalb des Honbergs, an der Stelle des heutigen alten Friedhofs, in etwa bei der Gefallenengedächtniskapelle. Nach der Reformation wurde sie aufgegeben und hat den 30jährigen-Krieg nicht überstanden. Die älteste Kirche Tuttlingens weist auf den fränkischen Einfluss hin. Mit der Stadtgründung wurde neben dem alten Dorf planmäßig eine Stadt angelegt und eine neue Kirche zu Ehren „Unserer Frauen und St. Peter und Paul“ errichtet; sie hat die Patrone der Reichenau übernommen. „St. Martin“ blieb noch einige Zeit, bis nach 1471, Hauptkirche. Mit dem Anwachsen der städtischen Siedlung wurde das Pfarrrecht an die „Peter und Paul-Kirche“ transferiert.

Als Herzog Ulrich von Württemberg nach der kaiserlichen Verbannung 1534 in sein Land zurückkehrte, beabsichtigte er, die protestantische Lehre einzuführen. Trotz der Reichenauer Herrschaft nahm er für sich das Recht zu reformieren in Anspruch. Die Bevölkerung von Tuttlingen hielt zum größten Teil am alten Glauben fest. Der Pfarrer von Peter und Paul und die Kapläne ließen sich in nicht-württembergisches Gebiet versetzen. 1535 wurde in Tuttlingen die neue Kirchenordnung vom -durch Zwinglis Lehren geprägten- Reformator Ambrosius Blarer eingeführt. Die Reformation verzeichnete weitere Fortschritte, als die Ausübung des alten Glaubens durch herzoglichen Druck immer mehr unterbunden und schließlich ganz verboten wurde. Bald gab es im ganzen Land Württemberg keine freie Ausübung der katholischen Religion mehr.

Eine Veränderung brachten die durch Napoleon angestoßenen Umwälzungen der territorialen und herrschaftlichen Verhältnisse am Beginn des 19. Jh., allgemein als Säkularisation bezeichnet. Württemberg, das im Zuge dieser Veränderungen Königreich wurde, wuchs um neue katholische Landesteile an.

In der ersten Hälfte des 19. Jh. gab es einen nur geringen Zuzug von Katholiken nach Tuttlingen, wohl auch deshalb, weil die Stadt zunächst nach dem großen Stadtbrand von 1803 wiederaufgebaut werden musste. Mit der beginnenden Industrialisierung wuchs die aufstrebende Industriestadt Tuttlingen durch Arbeitssuchende aus dem katholischen Umland rasch an.

Die ersten Katholiken, die in Tuttlingen selbst wohnten, gehörten als Filialisten zur Pfarrei Wurmlingen, die im Ludwigstal zur Pfarrei Nendingen. Vom Jahre 1843 an wurden in Wurmlingen eigene Pfarrbücher für die Filiale Tuttlingen geführt. Diese bezeugen für das Jahr 1846 in Tuttlingen nur zwei katholische Taufen. Im Jahre 1861 war die Zahl der Gläubigen bereits auf 345 angestiegen. Das weitere Wachsen der Gemeinde führte schließlich am 25. März 1873 zur Gründung einer ständigen Pfarrverweserei. Wenige Jahre danach, am 16. Oktober 1877 (am Tag des hl. Gallus), wurde die Pfarrverweserstelle Tuttlingen zur Pfarrkuratie erhoben und schließlich am 26. März 1889 zur regelrechten Stadtpfarrei erklärt.

Durch das rasante Wachstum der Stadt Tuttlingen erhöhte sich die Zahl der Katholiken in den Nachkriegsjahren erheblich. Es war vor allem Dekan Alfred Barth, der den Neubau einer zweiten katholischen Kirche in Tuttlingen betrieb. 1957 wurde ein Kirchenbauverein gegründet, 1963 waren die katholische Kirche und das Gemeindezentrum Maria-Königin im Westteil der Stadt Tuttlingen fertig gestellt.

Nendingen

Als einzige Pfarrkirche in der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat die Nendinger Kirche die Heiligen Petrus und Jakobus Maior (Ältere) gemeinsam als Patrone. Seit wann dieses Patronat besteht ist ebenso ungewiss wie ein gesichertes Datum für den ersten Kirchenbau. Mit gewisser Sicherheit können wir jedoch annehmen, dass bereits im 8. Jahrhundert eine, wenn auch einfache Kirche in Nendingen gestanden hat.

Eine erste schriftlich fassbare Quelle für die kirchliche Verwaltungseinteilung in der Gegend von Baar, Donau, Heuberg ist das Liber decimationis, das Zinsverzeichnis der Diözese Konstanz von 1275. Aus diesem geht hervor, dass zu jener Zeit in Nendingen bereits eine Pfarrei bestand und der Nendinger Pfarrer auch den Stettener Sprengel zu betreuen hatte.

Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes Nendingen stammt aus dem Jahr 1092. Damals nannte sich eine Adelsfamilie nach ihm. Dieser Ortsadel ist bis ins 14. Jahrhundert bezeugt. Der Ort selbst ist freilich älter.

Graf Gerold, ein Verwandter Karls des Großen, schenkte das Dorf Nendingen dem Kloster Reichenau. Das Kloster Reichenau gab den Ort nacheinander verschiedenen Herren zu Lehen. Am 23. September 1409 verkauften Konrad und Volz von Weitingen die Herrschaft Mühlheim mit Nendingen ihren Vettern, den Brüdern Friedrich und Engelhardt von Enzberg. Ersterer wurde dann 1411 von Abt Friedrich von Reichenau mit Nendingen belehnt.
Die Herren von Enzberg blieben Nendinger Lehnsträger, auch als im Jahr 1540 das Kloster Reichenau aufgelöst wurde und die Lehnsherrlichkeit auf den Bischof von Konstanz überging. Der letzte Bischof von Konstanz, Carl Theodor von Dalberg, belehnte letztmals 1801 Nikolaus Ludwig August von Enzberg, danach ging die Lehensherrschaft an den württembergischen Herzog bzw. König über.

Aber nicht nur das Kloster Reichenau hatte Besitzrechte in Nendingen. Um 1160 übergab Herzog Welf von Spoleto dem im 10. Jh. gegründeten Kloster St. Blasien eigene Leute zu Nendingen. Vermutlich war mit der Stiftung ein Hof, der sogenannte „Fronhof“, verbunden, der dann zum Bau der romanischen Blasiuskapelle führte, einer Kapelle, die bis zum heutigen Tag besteht, wenn auch in veränderter Form.

Auch die Klöster Salem, Allerheiligen im Schwarzwald, Beuron und vor allem die Johanniterkommende in Villingen waren zeitweise in Nendingen begütert.
Das Patronatsrecht, das unter anderem erlaubte, den neuen Pfarrer dem Bischof zu präsentieren, hatten zunächst die Lehensträger inne. 1366 erwarb die Johanniterkommende in Villingen dieses Recht nebst Besitz in Nendingen von Oswald von Wartenberg. Auch wenn dieses Recht dem Malteserritterorden, so nannten sich die Johanniter nach dem Fall der Insel Rhodos im Jahre 1522, zeitweise strittig gemacht wurde, blieb es nach einer Einigung mit den Herren von Enzberg, mit denen eine alternierende Präsentation vereinbart wurde, bis zum Ende der Reichskirche bestehen. Die Rechte der Johanniter gingen dann 1810 an den König von Württemberg und 1918 an den Bischof von Rottenburg über.

Die Einkünfte des jeweiligen Pfarrherrn waren ordentlich, der Grundbesitz und die verschiedenen Stiftungen und Dotationen waren reichlich. Pfarrkirche, Pfarrscheuer, die leider abgerissen wurde und nicht zuletzt das Pfarrhaus, das als repräsentativer Bau unter Einfluss der Malteser 1760 vom Villinger Gregorius Flaig erbaut wurde, sind Zeugnis für die Bedeutung und das Selbstbewusstsein der Pfarrei Nendingen.

Zeugnis einer starken christlichen Frömmigkeit sind nicht nur die in den Jahrhunderten zahlreich errichteten Feldkreuze und Kapellen, die auf der Markung stehen, sondern auch die Bruderschaft zum Allerheiligsten Altarsakra-ment, die 1736 von Papst Clemens XII. errichtet und 1737 von Bischof Johann Franz Schenk von Stauffenberg bestätigt wurde. Diese Bruderschaft besteht bis zum heutigen Tag.

Besondere Bedeutung haben in Nendingen die bereits erwähnten Kapellen. Hervorzuheben ist die Marienkapelle, die auf das Jahr 1732 zurückgeht und eine wertvolle spätgotische Marienstatute als Gnadenbild birgt. Blasius-, Ottilien-, und Annakapelle wurden in jüngster Vergangenheit restauriert und im Jahr 2004 wurde aufgrund einer Stiftung die Hubertuskapelle erbaut.

Seit 1902 besteht im Ort eine eigene Schwesternstation. Barmherzige Schwestern aus Untermarchtal wirken seit dieser Zeit in der Gemeinde.